TSV Rot-Malsch – HC Berchem 23:28 (11:12)
JHA Baden – TSV Rot-Malsch 28:27 (14:12)
Handball spielen, wo andere Urlaub machen – das darf die B-Jugend beim Dreier-Turnier in Ottersweier. Der 6500-Einwohner-Ort am Fuß des Schwarzwalds empfängt die Besucher aus Nordbaden mit Fachwerkhäusern und der markanten Doppelturmkirche St. Johannes. Idyllisch! Die Mitbringsel auf der Heimreise sind dann leider zwei Niederlagen, darüber hinaus auch jede Menge wichtiger Erkenntnisse, die eine Woche vor dem Start in die neue Badenliga-Saison hoffentlich auch die richtigen Schlüsse nach sich ziehen. Hört man nach den beiden Partien – zweimal fünfzig Minuten mit nur einer halbstündigen Pause dazwischen, und das in einer vom südbadischen Spätsommer aufgeheizten Sporthalle, die einem Backofen gleicht –, wie die Jungs, die verständlicherweise ganz schön geschlaucht sind, selbstkritisch mit ihrer Leistung umgehen, muss einem in dieser Hinsicht nicht bange sein. Das wird.
Gastgeber des kleinen Turniers ist die Jugendhandball-Akademie (JHA) Baden, ein Zusammenschluss der drei Vereine TS Ottersweier, BSV Phönix Sinzheim und TuS Großweier aus dem Landkreis Rastatt. Deren B-Jugend, die ebenfalls in der Badenliga spielt, unterliegt zum Auftakt dem HC Berchem mit 22:27. Mit den Luxemburgern bekommt der TSV im Anschluss einen Gegner vor die Brust, der sich als harter Brocken erweist. Defensiv stabil, offensiv durchschlagskräftig – das 6:5 durch einen in der 16. Minute sicher verwandelten Siebenmeter von Julius Gehring bleibt für längere Zeit die letzte Führung des TSV, der in der ersten Viertelstunde ebenfalls hinten sehr kompakt steht, vorne leider immer mal wieder etwas liegen lässt und jetzt aber zunehmend ins Hintertreffen gerät. Es sind kleine, oft individuelle Fehler, die das Spiel kippen lassen. Ein schlampiger Pass, Konzentrationsmängel hier oder da, unentschlossene Abwehrarbeit. Es geht mit 11:12 in die Pause, nicht lange nach Wiederanpfiff heißt es plötzlich 12:16.
Was die Jungs können, zeigen sie, als sie das Spiel mit einer klasse Energieleistung vorübergehend drehen. Vier Tore hintereinander lassen ein 21:20 auf der Anzeigetafel aufleuchten (42.). Aus Rot-Malscher Sicht entstehen damit leider die letzten Glücksgefühle in dieser Partie, denn der Gegner aus Luxemburg zahlt mit gleicher Münze zurück und trifft ebenfalls viermal in Folge. Per Tauers 22:24 (47.) beendet eine gut fünfminütige Durststrecke. Nach Alessio Eschbachs 23:25 (49.) schnuppert das Team noch kurz am Remis, schluckt dann aber in neunzig Sekunden noch drei Gegentreffer – so hoch hätte die Niederlage definitiv nicht ausfallen müssen. Insgesamt ein sehenswertes Spiel auf gutem Niveau.
Das Team gegen Berchem: Luis Pfeffer, Jonathan Back, Andre Paris (alle Tor), Dennis Tuncay, Alessio Eschbach (4), Moritz Gleie (1), Julius Gehring (4), Leander Hofacker (4), Sijan Jenne, Finnegan Rößler (1), Henrik Schwarz (4), Bengt Tauer (1), Per Tauer (4)
Knapp dreißig Minuten Pause, in denen Coach Rainer Gleie mit den Spielern diverse Mängel und die positiven Szenen aufarbeitet, und ein wenig (oder zu wenig) Zeit zum Durchschnaufen bleibt, dann geht es gegen die Gastgeber weiter. Der TSV erzielt durch Julius Gehring 1:0 die Führung (1.), gleicht durch Finnegan Rößler zum 2:2 aus (4.) – und läuft dann wieder einem Rückstand hinterher, der bis auf sechs Tore Differenz anwächst (12:6, 20.). Die Parallele zur ersten Partie: Die Jungs beißen sich wieder rein, stellen die Nachlässigkeiten ab, verteidigen konsequenter, schließen plötzlich sicher ab. Henrik Schwarz macht das 15:15 (27.), Per Tauer bringt den TSV mit 17:16 in Führung (31.).
Parallele, die zweite: Wieder schafft es die Mannschaft nicht, nach der Führung im Flow zu bleiben. Denken die Jungs plötzlich, dass es von alleine geht? Lässt die Kraft nach dem großartigen Zwischenspurt nach? Dem Turnier-Gastgeber sind die Antworten auf diese Fragen egal, er macht mit (sic!) vier Toren hintereinander und dem 20:17 zwar noch nicht den Deckel drauf, aber den entscheidenden Schritt dorthin. Der TSV beweist Moral, kämpft sich wieder heran, gleich durch Leander Hofacker noch einmal zum 20:20 aus (39.), läuft dann aber immer ein, zwei, am Ende sogar wieder drei Toren Rückstand hinterher. Finnegan Rößlers 27:28 (50.), einen Sekundenbruchteil vor der Schlusssirene, ist dann nur noch Ergebniskosmetik.
Der TSV gegen die JHA Baden: Luis Pfeffer, Jonathan Back, Andre Paris (alle Tor), Dennis Tuncay (1), Alessio Eschbach (3), Moritz Gleie (3), Julius Gehring (1), Leander Hofacker (2), Sijan Jenne (1), Finnegan Rößler (5), Henrik Schwarz (6), Bengt Tauer, Per Tauer (4)
Was bleibt? Die beiden Niederlagen gegen zwei starke Gegner sind kein Grund, Trübsal zu blasen. Die Mannschaft ist noch dabei, sich zu finden, hat offensiv schon immer wieder schön anzusehende Kombinationen zu bieten und strahlt defensiv weitgehend eine kompakte Zuverlässigkeit aus. Woran es noch hapert, ist die Konzentration über die komplette Spielzeit, der Glaube an die eigene Stärke und der letzte Biss, auch bei eigener Überlegenheit nicht nachzulassen. Von der erfolgreichen Aufarbeitung dieser Mängel darf beim Auftakt für die neue Spielzeit – am Samstag, 23. September, um 16 Uhr in der Reblandhalle gegen die SG Nußloch – gerne schon vieles, am besten alles zu sehen sein.
Und zum Thema Urlaub vielleicht noch so viel: Die Fahrt nach Ottersweier lässt mit Mega-Stau auf der Autobahn und viel Verkehr auf den Umfahrungen tatsächlich noch einmal Sommerferien-Feeling aufkommen. Trotzdem sind die Spieler und die meisten Fans pünktlich zum Anpfiff anwesend. Der Heimweg ist dann aber völlig entspannt. Sprich: Die neue Runde kann kommen.
(Text & Fotos: Armin Rößler)
Moin Armin,
Danke für die super Analyse des Fern-Reisetages (gefühlt zumindest die Hinreise). Besonders hervorzuheben das minutengenaue Verlaufsprotokoll der Spiele wenn man weiß, dass es nur per Bleistift-Computer entstanden ist. Draußen auf der Tribüne ist die Leistung nicht schlechter als auf dem Platz. Und Danke für die gesunde Ernährung durch die mitgereisten Handballfan*innen in der Pause. Auch 15jährige reißen sich um mundgerecht geschnittenes Obst. Zieht sich seit der E-Jugend durch…der Rückschritt zur Flaschennahrung kommt dann in der A, hört mann.
@Stefan – ich wollte ja nix sagen. Aber tatsächlich ist uns bei der analogen Ergebniserfassung ein Törchen durchgerutscht. Zum Glück hat noch niemand nachgezählt 🙂