TSV Rot-Malsch – TSV Rintheim 25:23 (12:7)
Warum langweilig, wenn es auch spannend geht? Getreu dieser Devise machte die B-Jugend das Spitzenspiel in der Oberliga Baden zu einem Krimi, der in vielen seiner Zutaten an den knappen Sieg vor zwei Wochen in Nußloch erinnert. Kurz zusammengefasst: rascher Rückstand, Spiel gedreht und dominiert, beruhigende Führung mit bis zu sieben Toren, plötzlicher Einbruch, drei Zeitstrafen binnen anderthalb Minuten kassiert, Ausgleich und – das Momentum noch einmal zurückgeholt und den verdienten Sieg eingefahren. Und sich nach einer perfekten Hinrunde mit neun Siegen aus neun Spielen zum (inoffiziellen) Weihnachtsmeister gekürt. Chapeu!
Selten hat die Reblandhalle bei einem Jugendspiel eine solch stimmungsvolle Kulisse erlebt. Vielleicht bereiten die erfreulich zahlreichen Zuschauer dem Team einen zu großen Druck: Der Start in die Partie gerät verkrampft, der Noch-Tabellenführer aus Rintheim macht aus dem schnellen 1:0 (1.) ein 1:3 (4.) und hinterlässt anfangs den Eindruck, dass hier eine harte Nuss zu knacken ist. Das erweist sich dann aber als (zumindest vorläufiger) Trugschluss, Rot-Malsch kommt immer besser ins Spiel, die Defensive ist jetzt sortiert und die Jungs haben entdeckt, wo das gegnerische Tor steht. Der kleine, aber intensive Zwischenspurt dreht den Rückstand in ein beruhigendes 7:3 (15.).
Dass die harte Nuss Rintheim damit aber bestenfalls angeknackst und längst nicht vollständig zerbrochen ist, zeigt der weitere Spielverlauf: Der Gast verkürzt auf 7:5 (17.), 9:6 (21.) und 10:7 (23.). Rot-Malsch ist überlegen, wackelt nicht, schafft es jedoch auch nicht, entscheidend davon zu ziehen. Das 12:7 (25.) zur Pause scheint endlich eine Phase einzuleiten, in der sich die spielerische Überlegenheit auch auf der Anzeigentafel auszahlt. Nach dem konzentrierten Start in die zweite Hälfte heißt es sogar 14:7 (28.), acht Minuten später immerhin noch 17:11 (36.). Und jetzt zitiert sich der Berichterstatter einfach mal selbst (aus dem Bericht über das erwähnte Nußloch-Spiel): „Der Drops ist gelutscht …
… glaubt höchstens jemand, der vom Handball gar keine Ahnung hat“ (Zitat Ende). Geschichte wiederholt sich: Die Defensive steht plötzlich löchriger, im Aufbauspiel schleichen sich leichte und leichtere Fehler ein und die Abschlüsse werden überhastet und schlampiger, Hektik greift um sich, die Konzentration ist futsch. Und schon heißt es nur noch 18:15 (41.), das Spiel wogt jetzt sichtlich wilder hin und her. Das 21:17 (43.) scheint die Dinge wieder in die richtige Richtung zu lenken – tut es aber leider nicht.
Die Ereignisse überschlagen sich jetzt erst so richtig: Zeitstrafe für den TSV (43.), 21:18 (44.), gleich die nächsten zwei Minuten obendrauf (44.) und, als wären auch aller schlechten Dinge drei, gleich noch eine dritte Zeitstrafe dazu (45.). Drei gegen sechs Feldspieler kassieren das 21:19 (45.), im Vier gegen Sechs fällt das 21:20 (46.) und mit nur noch einem Mann in Unterzahl ist der 21:21-Ausgleich (leider) perfekt (46.). Geht das Spiel jetzt den Bach runter?
Nein. Das Team verdient sich stattdessen höchsten Respekt: Denn es knickt keineswegs endgültig ein und ergibt sich in sein Schicksal. Sondern es bäumt sich auf, stemmt sich gegen die drohende Niederlage und zeigt spät, aber nicht zu spät wieder seine Stärken. Es wird noch mal um jeden Fall gefightet, die Jungs puschen sich gegenseitig, beweisen Nervenstärke, stehen hinten wieder besser und treffen vorne ins Tor. Steht das Spiel beim 22:22 (47.) noch auf des Messers Schneide, schlägt das Pendel endlich wieder auf die richtige Seite aus. 23:22 (48.), 24:22 (49.) und 25:22 (50.), einunddreißig Sekunden vor Schluss – da gönnt man dem Gegner fast mit der Schlusssirene auch gerne die letzte Ergebniskosmetik zum 25:23 (50.). Und die Schnitzel zum Hinrundenausklang sind wohlverdient.
Braucht’s eine Analyse? Die dünne Personaldecke mag als Grund für den vorübergehenden Einbruch dienen, einen Großteil der Partie bestritten nur sieben Feldspieler, da mögen bei dem oder anderen dann gegen Ende die Körner gefehlt haben. Und vielleicht hat der nur knappe statt (zwischendurch mögliche) deutliche Sieg ja auch etwas Gutes, wenn er allen klar macht, dass es trotz der Tabellenführung keinen Grund zum Abheben gibt. Denn gleich nach der kurzen Pause steht für den Weihnachtsmeister schon das nächste Spitzenspiel an: am Samstag, 11. Januar, 18 Uhr, geht es in der Parkringhalle in Rot für den TSV (18:0 Punkte) gegen den Tabellendritten, die SG Nußloch (11:5). Nachdem sich die beiden Teams im ersten Duell auf Augenhöhe begegnet sind, mit dem glücklichen Ende für Rot-Malsch, verspricht das, erneut ein heißer Ritt zu werden. Um Zuschauer muss man vermutlich nicht werben: Wer das Spiel gegen Rintheim gesehen hat, wird sich auch das Duell mit Nußloch nicht entgehen lassen.
Es spielten: Andre Paris (Tor), Henrik Schwarz (4), Fabian Götz (2), Thomas Valentin (1), Julius Gehring (2), Aaron Bohn (5), Jonas Fischer (1), Finnegan Rößler (7/2), Leart Xhylani, Per Tauer (3). Die Trainer: Lothar Gehring und Jochen Bechtler.
(Text & Fotos: Armin Rößler)