Bartenbach ist ein Stadtteil von Göppingen, „landschaftlich reizvoll im Tal des unterhalb des Hohenstaufens entspringenden Meerbachs“ gelegen, wie es auf der städtischen Homepage heißt. Was dort nicht steht: Bartenbach ist auch das Mekka des baden-württembergischen Beach-Handballs. Glaubt man den Vertretern des örtlichen Vereins, wurde dort dereinst das erste Beach-Handballfeld Deutschlands in Betrieb genommen. Heute ist es zusammen mit drei anderen Sandspielfeldern Schauplatz der baden-württembergischen Jugend-Meisterschaft im Beach-Handball. Mittendrin: die B-Jugend des TSV Rot-Malsch. Die erweist sich am Ende nicht nur als beste Mannschaft aus dem badischen Landesteil, sondern für die schwäbischen Beach-Profis aus Bartenbach und Geislingen sowie der Spielgemeinschaft Untere Fils auch als richtig harte Nuss. Platz vier ist am Ende aller Ehren wert – obwohl tatsächlich auch der Vize-Meistertitel drin gewesen wäre und nur um Haaresbreite verfehlt wird.
Seit dem Sieg beim heimischen Turnier in Rot Mitte Juli hat die B-Jugend zwar kein Spiel mehr auf Sand bestritten, zeigt sich in der Auftaktpartie gegen die SG Schorndorf aber dennoch klar überlegen. Die Besonderheiten des Beach-Handballs – Prellen ist praktisch unmöglich, Trickwürfe wie der Kempa-Trick oder Sprungwürfe mit Drehung um die eigene Achse zählen ebenso doppelt wie Treffer der Torhüter, das Abwehrspiel ist deutlich körperloser als sonst – sind weitgehend im Gedächtnis geblieben. Nach deutlicher 5:0- und 8:1-Führung macht es der TSV in der ersten Hälfte nur kurz noch mal spannend, siegt dann aber deutlich mit 15:10. In Halbzeit zwei leistet man sich sogar einen Rückstand, dreht dann jedoch das Spiel und hat mit 19:14 am Ende wieder klar die Nase vorn.
Weniger erfolgreich verläuft die folgende Partie gegen die HTS Barracudas, die erste Mannschaft der Gastgeber. Die hat im August bei der Deutschen Meisterschaft den fünften Platz geholt und zeigt sich gleich äußerst geübt auf dem für den TSV immer noch ungewohnten Untergrund. In den ersten acht Minuten (13:18) fehlt es Rot-Malsch an der Treffsicherheit, daneben bekommt man den gegnerischen Torwart bei seinen Offensivaktionen nicht in den Griff. Halbzeit zwei (18:22) beweist Lernfähigkeit, ist insgesamt dennoch fast ein Spiegelbild. Schade! Gegen den späteren Turniersieger und neuen baden-württembergischen Meister liegt ein besseres Ergebnis in Reichweite.
Aus der Niederlage resultiert ein taktischer Wechsel auf den Torhüterpositionen, der dem Spiel des TSV eine neue Balance verleiht – aus Schwächen werden Stärken, insgesamt ist da jetzt mehr Stabilität. Gegen die HTS Barracudas II, die zweite Mannschaft der Gastgeber und am Ende auch Zweiter der Meisterschaft, geht die erste Hälfte noch knapp dank der alt bekannten, aber weniger werdenden Probleme mit 11:13 zu verloren. Das 23:16 in Halbzeit zwei ist dann ein deutliches Statement und führt zur Entscheidung im Penalty-Duell, das leider denkbar knapp mit 4:6 verloren geht.
Nachdem die Temperaturen am Morgen inklusiver gleißender Sonne noch Fragen nach dem zum Beach passenden Gewässer (ein Badesee wäre nett gewesen) aufbringen, machen sich über den Köpfen der Verantwortlichen langsam düstere Wolken breit. Für den Nachmittag ist erst Regen, dann Dauerregen angekündigt. Um das Turnier im Trockenen über die Bühne zu bringen, wird reagiert: Pro Halbzeit wird in den letzten sechs Partien nur noch sechs statt acht Minuten gespielt, beim Shoot-out die Zahl der Werfer von fünf auf drei reduziert. Und, oh Wunder, das passt: Die ersten Regentropfen fallen erst, als die Rot-Malscher auf dem Heimweg in den Autos sitzen.
Vorher findet das wichtigste Spiel des Tages statt: einmal gewonnen, zweimal verloren, trotzdem bietet sich mit einem 2:0-Sieg gegen die SG Untere Fils die Chance, auf Platz zwei der Tabelle zu springen und diesen danach auch zu behalten. „Denkbar knapp“ heißt in solchen Fällen die übliche Floskel für ein leider verfehltes Ziel. Da ist der Spielverlauf deutlich dramatischer: Die Gelegenheit zum 18:16 klatscht an die Latte, im Gegenzug sorgt Untere Fils für das genaue Gegenteil und stellt auf 16:18. Der Ausgleich kommt – aber ein, zwei Sekunden zu spät, die Uhr ist schon abgelaufen. Es bleibt bei der unglücklichen Niederlage.
Letzter Gegner sind die Beach Tigers Geislingen, gleichzeitig letzter Kontrahent um Platz vier. Die erste ist zugleich die perfekte Halbzeit für den TSV. Das 20:8 ist dermaßen souverän, dass man sich diese Leistung rückwirkend für den ganzen Tag wünscht. Offensiv gibt es keinen einzigen Fehlversuch, im Tor wächst Per Tauer mit tollen Paraden über sich hinaus. Halbzeit zwei hat auch nur eine winzige Wackelphase und endet mit 18:10 ähnlich klar – eine starke Vorstellung. Insgesamt hat die B-Jugend eine gute Visitenkarte für den TSV Rot-Malsch abgegeben. Und jetzt gilt es, schnell wieder vom Beach auf die Halle umzuschalten. Dann dürfen die Jungs nächstes Jahr wieder vom Strand träumen.
Es spielten: Henrik Schwarz, Leander Hofacker, Julius Gehring, Luis Förderer, Aaron Bohn, Per Tauer, Jonas Fischer und Finnegan Rößler.
(Text & Fotos: Armin Rößler)