HSG Willstätt/Hanauerland – TSV Rot-Malsch 36:29 (18:17)
„Take Me Home, Country Roads“, der Evergreen von John Denver, wird zum Soundtrack des TSV-Gastspiels bei der HSG Willstätt/Hanauerland und begleitet weite Teile der ersten Halbzeit musikalisch. Nicht unbedingt die Art von Folkore, die man im Ortenaukreis unweit der Grenze zum Elsass erwarten würde. Aber heute nun mal das Stück, zu dem die örtliche Linedance-Gruppe im Hallenteil hinter dem Handballfeld ihre Schritte einstudieren möchte – das läuft noch nicht richtig rund, deshalb springt die Musik immer wieder zurück auf den Anfang: „Almost heaven, West Virginia …“
Der Wilde Westen fängt aber offenkundig nicht in Willstätt an, hier geht es die ersten dreißig Minuten lang sehr gesittet zur Sache. Die beiden Teams hatten sich zuletzt Ende April in der Regionalliga-Quali einen heißen Fight geliefert, mit dem minimal besseren Ende für die Südbadener (18:17) – diesmal exakt der Halbzeitstand. Denn wieder ist das Duell sehr ausgeglichen, schafft es keine Mannschaft, sich entscheidend abzusetzen. Liegt zunächst noch Rot-Malsch in Front – 0:1 (3.) und 1:2 (5.) –, holen sich die Gastgeber nach dem 3:2 (7.) mit dem 5:3 (9.) auch die erste Führung mit zwei Toren Vorsprung. Der TSV schafft den Turnaround, geht vom 6:7 (14.) bis zum 10:11 (19.) fünfmal hintereinander mit einem Treffer in Front. Ab dem 11:11 (20.) läuft es bis zur Halbzeitsirene allerdings wieder genau umgekehrt.
Offensiv ist das bis zu diesem Zeitpunkt ordentlich, die Trefferquote weit besser als noch vor Wochenfrist. Das Abwehrverhalten gibt jedoch Rätsel auf: Es fehlen Aggressivität und Intensität, der – zweifellos gut spielende – Gegner kommt viel zu leicht zu seinen Torerfolgen. Wo ist die Gegenwehr? Irgendwo auf der A5 muss während der Anfahrt der Biss verloren gegangen sein. Vielleicht trägt auch der zigfach wiederholte, melancholisch-nostalgische Country-Song seinen Teil zur doch sehr friedlichen Gesinnung bei …
Zur zweiten Hälfte scheinen die Tänzerinnen dann aufgegeben zu haben, doch ohne die „Country Roads“ geht es für den TSV jetzt bergab. Der Start ist noch ordentlich, aber nach dem 19:19 (35.) scheint das Team plötzlich nicht nur von der Musik, sondern von allen guten Geistern verlassen. In Unterzahl muss es mit dem 22:19 (36.) den ersten Drei-Tore-Rückstand des Abends hinnehmen. Finden die Gastgeber nun zu ihrer wahren Stärke oder bricht Rot-Malsch aus unerfindlichen Gründen ein? Die Frage ist müßig, das Verhängnis nimmt seinen Lauf. Nach mehr als zehn Minuten ohne eigenen Treffer aus dem Spiel heraus, einen Siebenmeter mal ausgenommen, heißt es 29:20 (45.), die Partie ist entschieden, und das deutlich. Drei Tore in den Schlussminuten betreiben lediglich Ergebniskosmetik.
Ja, der Gegner ist stark und nicht von ungefähr mit 7:1 Punkten neuer Tabellenführer der Oberliga Baden-Württemberg. Dennoch hat sich der TSV (jetzt 3:5 Zähler) unter Wert verkauft, in zehn katastrophalen Minuten ein ganzes Spiel ruiniert, das lange deutlich ausgeglichener gewesen ist. Schade! Im nächsten Spiel wartet die nächste Herausforderung: die bislang verlustpunktfreie HSG Dreiland gastiert am Samstag, 18. Oktober, 18 Uhr, in der Malscher Reblandhalle. Mit ordentlich Fan-Support sollten ein spannendes Spiel und eine ordentliche Leistung möglich sein. Und zur Not kramen wir im Plattenregal schon mal nach den „Country Roads“ …
Es spielten: Andre Paris (Tor), Luis Förderer (1), Niklas Rittmüller, Thomas Valentin, Julius Gehring (5), Aaron Bohn (4), Jonas Fischer (1), Leander Hofacker (5), Alfred Fellhauer (1), Per Tauer (3), Finnegan Rößler (9/4), Bengt Tauer.
(Text & Fotos: Armin Rößler)










































