mJA: Murmeltiertag? Weihnachten? Nietzsche!

TSV Rot-Malsch – HSG Dreiland 28:29 (16:16)

Stell dir vor, es ist die Schlussphase des Spiels, du liegst zurück, und das viel zu deutlich, alles scheint aussichtslos, doch der Gegner meint es gut mit dir und gibt dir die Chance, noch einmal heranzukommen. Was tust du? Du lehnst das Geschenk natürlich großzügig ab, musst dich aber nur kurz über dich selbst ärgern, denn da kommt schon das nächste Angebot. Und du? Greifst nonchalent erneut nicht zu. Dann? Genau – es ist Murmeltiertag, die Szene wiederholt sich noch und nöcher. Und irgendwann sind auch die längsten fünf Minuten der Handballgeschichte vorbei, mindestens ebenso viele Großchancen bleiben ungenutzt und das Ergebnis ist dann das, das es wohl sein muss: eine 28:29-Niederlage, also um genau ein einziges Tor, nach der du dich fragst, ob du in all diesen für die Zuschauer schrecklich anzuschauenden Szenen nicht vielleicht doch wenigstens ein einziges Mal den Ball dorthin hättest befördern sollen, wo er hingehört – was garantiert leichter gewesen wäre, als wieder einmal die Hallenwand (Treffer), das Ballnetz (Treffer) oder den Paparazzi mit der Kamera (knapp verfehlt) anzuvisieren.

Armin Rößler | TSV Rot-Malsch
Armin Rößler | TSV Rot-Malsch

Kann eine Niederlage absolut unnötig und trotzdem verdient sein? Leider ja, und wenn es eines Beweises dafür bedarf, kann das Spiel der A-Jugend gegen die HSG Dreiland als perfekte Blaupause dienen. Am Ende marschieren die von der Schweizer Grenze angereisten Gäste als strahlende Sieger aus der Reblandhalle, ohne so recht zu wissen, wie ihnen gerade geschehen ist. Und der TSV verliert ein Spiel, das er nicht verlieren darf, bei dem er aber in Summe so viel falsch macht, dass die Niederlage die einzig logische Konsequenz ist.

Armin Rößler | TSV Rot-Malsch
Armin Rößler | TSV Rot-Malsch

Die HSG Dreiland, eine Spielgemeinschaft aus den Vereinen TV Brombach, ESV Weil am Rhein und TSV RW Lörrach, geht nach der gut zweistündigen Fahrt über die A5 zunächst einmal in den Malscher Weinbergen spazieren. Die frische Landluft wirkt aber erst mit Verspätung. Der TSV legt mit viel Schwung los, führt 4:0 (5.) und 6:1 (7.) – und das gegen einen Gegner, der mit einer blütenweißen Weste und bisher drei Siegen in der neuen Oberliga Baden-Württemberg nach Malsch gekommen ist. Dass das Spiel trotz des starken Starts kein Spaziergang wird, zeigt sich jedoch schnell. Die Gäste kommen auf 6:4 (11.) und 7:6 (13.) heran. Der TSV wechselt in dieser frühen Phase häufig und oft sehr rasch, personell und in den Positionen, ein bisschen scheint dabei die Linie verloren zu gehen.

Armin Rößler | TSV Rot-Malsch
Armin Rößler | TSV Rot-Malsch

Beim 11:8 (17.) ist die Welt noch in Ordnung, spätestens beim 11:11 (20.) dreht sich das Momentum so langsam in die falsche Richtung. Rot-Malsch schafft zwar immer die erneute Führung, kassiert dennoch wieder und wieder den Ausgleich – das letzte Mal neun Sekunden vor der Halbzeitsirene zum 16:16 (30.). Mit einem Fehlstart in die zweite Hälfte (16:18/33.) nimmt das Unheil endgültig seinen Lauf. Das 19:19 (36.) ist der letzte Ausgleich des Abends, danach zieht Dreiland scheinbar unaufhaltsam davon – beim 22:26 (51.) gibt niemand mehr einen Pfifferling auf den TSV.

Armin Rößler | TSV Rot-Malsch
Armin Rößler | TSV Rot-Malsch

Der ist zwar die bessere Mannschaft, trifft aber das Tor nicht. Wenn das dann doch mal zwischendurch gelingt, wird es plötzlich wieder überraschend eng: 24:26 (52.), 25:27 (53.) und dann sogar 27:28 (59.). Leider, leider, leider hätten zwischen all diesen Treffern noch einige weitere fällen müssen – man stelle sich das „müssen“ bitte in Großbuchstaben und Fettdruck mit drei oder mehr Ausrufezeichen vor. Kein Unentschieden, sondern der Sieg wird leichtfertig verschenkt. Weihnachten für die Jungs aus dem Dreiländereck im Oktober. Aber von „Oh du fröhliche“ bei den Gastgebern keine Spur.

Armin Rößler | TSV Rot-Malsch
Armin Rößler | TSV Rot-Malsch

Die HSG Dreiland springt mit 8:0 Zählern auf den zweiten Tabellenplatz. Für den TSV Rot-Malsch geht es nach nur einem Punkt aus den letzten drei Spielen (es hätten einige mehr sein müssen/Großbuchstaben, Fettdruck, Ausrufezeichen) und insgesamt 3:7 Zählern auf dem Konto runter auf Rang sechs. Die nächsten Partien nach der Herbstferienpause bieten die Chance, sich in die obere Tabellenhälfte zurückzukämpfen: am Sonntag, 9. November, 13 Uhr, bei der SG Kappelwindeck/Steinbach (Tabellenfünfter) und am Sonntag, 16 .November, 17.45 Uhr, im nächsten Heimspiel in der Malscher Reblandhalle gegen die HSG Walzbachtal. Wie sagte Nietzsche? „Ich bin ein Geländer am Strome: fasse mich, wer mich fassen kann! Eure Krücke aber bin ich nicht.“ Also bitte selbst nach einer Lösung suchen. Und deshalb Ratschlag bis dahin: Bälle Richtung Tor werfen. Am besten rein.

Armin Rößler | TSV Rot-Malsch

Es spielten: Andrè Paris (Tor), Henrik Schwarz, Vito Gärtner (6), Luis Förderer (4), Niklas Rittmüller, Thomas Valentin, Julius Gehring (3), Aaron Bohn (1), Jonas Fischer (1), Leander Hofacker (3), Alfred Fellhauer, Per Tauer (2/auch Tor), Finnegan Rößler (7/4), Bengt Tauer (1).

(Text & Fotos: Armin Rößler)

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